Page 18 - stadtland magazin Mai 2020

K OL UMNE | S T AD TLAND MA G A ZIN

musste ich lernen, sie auszuhalten und mich Obwohl ich alle derzeit angesagten Kontakt-
anzupassen. Gerade ich: die immer überlaute empfehlungen einhalte, stelle ich rasch, fast
Chaotin, die irgendwie ständig aus dem Rahmen schuldbewusst, die Musik leise. Und doch hat es
fällt. Selbst jetzt in der Corona-Krise suche ich auch einen Moment so gutgetan, voll ins Leben
nach meinen Platz zwischen „nur keine Panik“ zu singen. Warum musste ich aber auch gleich
und der Sorge vor einem nicht zu bewältigenden wieder über das Ziel hinausschießen. Typisch
Szenarium. Den stündlich wechselnden Prog- ich, wieder mal das schwarze Schaf. Da emp-
nosen, die es selbst zu hinterfragen gilt. Immer fi nde ich die Aussage „nicht das schwarze Schaf
neue Fragen. Und das Warten auf Antwort. Zwi- ist anders, sondern die weißen sind alle gleich“
schen Hoffen und Bangen. Ich habe das Gefühl, schon fast tröstlich.
alle Menschen haben ihre persönliche Meinung. Zum Schluss möchte ich nun doch noch gern
Nur ich eben nicht. meine Meinung mit leisen Tönen ausklingen
GEDANKEN VON CONNY HALLMANN Unsere Vereinnahmung der Welt, die so grenzenlos lassen. Wir erleben im Moment fast vergessene
In der Stille so laut schien und uns diese nun so dramatisch aufzeigt. Worte wie füreinander, miteinander, hoffnungs-
Mag sein, dass all diese Verunsicherung mich ein
voll, rücksichtsvoll, wahre Helden – verbunden
bisschen trotzig gemacht hat, um mir meinen per- mit Abstand, mutig ohne Leichtsinn und immer
sönlichen Sommerstart nicht nehmen zu lassen. dieses »bleib gesund«!
Wie immer bei den ersten sonnenerwärmten Tem- Besonders wichtig ist mir das Wort Menschlich-
Ich höre sie wieder die feinen Laute peraturen starte ich meinen kleinen Smart, öffne keit geworden... deshalb möge Menschlichkeit
der Natur. Jeden Windhauch, der das Verdeck und höre – voll aufgedreht – mei- wachsen wie Unkraut, das wertvollste Unkraut
durch die Blätter streift . Vögel, die nen absoluten Lieblingssong von Bryan Adams aller Zeiten.
wetteifern in jeder Tonlage. Mir ist so, „Summer of 96“. Naja, was so alte 14-jährige
als könne ich selbst das Gras wachsen Boxen noch hergeben... außerdem trage ich den Ihnen allen ein menschlich
hören – und ein leises Plopp, wenn Rest – voll motiviert – stimmlich bei. wertvolles:
Blüten sich öff nen. Schlagartig, an der ersten Ampel schon, wird Bleiben Sie gesund!
mir bewusst, dass ich als einzig Lärmende in
Die Welt ist langsamer und leiser geworden. der corona-gedämpften Zeit durch Senden- wünscht
Eine Stille, die ungewohnt wohltut. Und doch horsts stille Straßen fahre. Conny Hallmann

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