Page 20 - stadtland magazin September 2020
P. 20

GESUNDHEIT  | S T AD TLAND MA G A ZIN




              Seit Urzeiten sind wir auf den Ge-                                      Damit einhergehend entstehen Beschwerden wie
              schmack „süß“ geprägt, vermittelte                                      Völlegefühl, Blähungen und Durchfall.
              er uns doch, dass es sich um ein un-                                    Aber auch die Glucose bereitet  in zu großen
              gift iges und nahrhaft es Nahrungsmit-                                  Mengen Probleme. Um die anfallende Glucose
              tel handelt. Hierbei gibt es auch kein                                  in die Zellen aufnehmen zu können, schüttet der
              Sättigungsgefühl. Das hatte damals                                      Körper Insulin aus, welches den Blutzucker-
              den Sinn, dass, wenn der Jäger und                                      spiegel senkt und zugleich die Fettverbrennung
              Sammler einmal eine Beerenhecke                                         hemmt. Die wieder gesunkene Glucose im Blut
              gefunden hatte, er sich reichlich daran                                 signalisiert dem Gehirn Hunger, woraufhin wir
              bediente, um an lebenswichtige Vita-                                    wieder essen, typischerweise etwas Zuckerhalti-
              mine und Mineralien zu kommen.                                          ges. Dieses permanente Auf und Ab von Blutzu-
                                                                                      cker und Insulinspiegel fördert nicht nur Überge-
              Daran hat sich bis heute nichts geändert, wir kön-  ZUCKER              wicht, sondern ist wegen des Dopamins auch für
              nen uns an Gummibärchen nicht satt essen. Die                           Stimmungsschwankungen  verantwortlich.  Es
              Bearbeitung  von  Pfl anzen  zur  Herstellung  von   Zuckersüße Gefahr  entsteht nicht nur Diabetes mit all seinen Folgen,
              Zucker gibt es schon seit über 1000 Jahren, aber                        sondern auch psychische Störungen wie Depres-
              erst in den letzten Jahrzehnten fi ndet durch indus-                    sion oder Schlafstörungen. ADHS bei Kindern
              trielle Verarbeitung die breite Verbreitung statt. In                   wird auch mit den Schwankungen im Zucker-
              der Bibel fi ndet man das Wort Zucker nicht.                            haushalt in  Verbindung gebracht.  Dass Zucker
              Haushaltszucker  (Saccharose),  egal  ob weiß   Während die Glucose den   ein Suchtmittel sein kann, zeigt sich daran, dass
              oder braun, besteht aus je einem Molekül Gluco-  Organen – vor allen    ein kompletter Verzicht dem Gefühl nahekommt,
              se und Fructose. Dieses Gemisch kommt in die-  dem Gehirn – schnell zur   sich das Rauchen abzugewöhnen.
              ser Form in der Natur aber nicht vor, sondern ist   Verfügung steht, weiß
              in der Frucht in einem Verband aus komplexeren   der Körper mit der Fructose   Kein Mensch braucht Zucker.
              Kohlenhydraten und Ballaststoffen gebunden.   nicht so viel anzufangen.  Aber ganz ohne ihn zu leben,
              Erst durch die Raffi nierung erhält man den heute                        wird den meisten Menschen
              verwendeten Zucker. 80 % aller Lebensmittel im   Die  Verwertung  der Fructose geht  über einen   schwerfallen.
              Supermarkt enthalten Zucker.        anderen  Weg, der der  Verstoffwechselung  von
              Und das gilt nicht nur für Süßes, sondern auch   Alkohol ähnelt.        Man kann jedoch Schritt für Schritt seinen Zu-
              z. B. für  Wurstwaren.  Vor allem sogenannte   Wir nehmen im Durchschnitt etwa 100 g Zucker   ckerkonsum einschränken, indem man z. B. auf
              „Light“-Produkte sind sehr zuckerhaltig, weil   pro Tag zu uns. Dieser wird von den Darmzellen   Fertiggerichte  verzichtet  und sich die Zutaten-
              das vermeintlich böse Fett durch Zucker er-  auch dankbar aufgenommen. In der Leber ange-  liste der Produkte genau anschaut. Kaufen Sie
              setzt wird. Zudem wird häufi g Fructose zuge-  kommen, wird der größte Teil der Fructose in Fett   nichts, wofür Werbung gemacht wird! Das Pro-
            FOTO: FERDINAND JENDREJEWSKI  süßer als Glucose. „Mit der Süße aus Früch-  Bauchfett. Es entsteht eine Fettleber, die nicht   bergen ebenfalls Gefahren. Besser ist es, sich das
                                                  umgewandelt. Diese lagert der Körper in seinen
              setzt, die aus genmanipulierter amerikanischer
                                                                                      blem ist nicht das Fett, sondern der Zucker. Und
                                                  Fettzellen ein, vor allem im stoffwechsel-aktiven
              Maisstärke stammt, viel billiger ist und viel
                                                                                      weichen Sie nicht auf Süßstoffe aus, denn diese
                                                  mehr richtig arbeitet, worauf es zu einer Erhöhung
                                                                                      Süße an sich abzugewöhnen.
              ten“ heißt das dann häufi g auf dem Etikett und
                                                  der  Leberwerte  und  der  Blutfette  kommt.  Der
              sorgt für ein gutes Gewissen beim Kauf. Fruc-
                                                                                      Bleiben Sie gesund!
                                                  Darm kann die Fructose auch nur in begrenzten
              tose ist in natürlichen Lebensmitteln aber eher
                                                                                      Ihr Domingos Schrader,
                                                  Mengen aufnehmen. Den Rest verstoffwechseln
              in geringen Mengen vorhanden. Und da liegt
                                                                                      Facharzt für Allgemeinmedizin und HNO
              das Problem:
                                                  diverse Darmbakterien unter Bildung von Gasen.













             ANZEIGE


           20    www.stadtlandmagazin.de
   15   16   17   18   19   20   21   22   23   24   25