Page 6 - stadtland magazin Mai 2020
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AUS DER NOT IN DER CORONA-KRISE
Digitaler
Unterricht
Schulfrei und den ganzen Tag faulen- die Arbeit der Schüler*innen kann ich im mitgenommen. Dann war die Schule kinder-
zen, das bedeuteten die „Corona- Großen und Ganzen sehr loben. Trotzdem leer und wir Lehrer mussten mit den ständig
Ferien“ sicher auf keinen Fall. Wir fra- war es eine komische Situation, da ich ja neuen behördlichen Anweisungen umge-
gen Schülerinnen, Schüler sowie zwei eigentlich in der Schule bei den Schüle- hen und darauf reagieren. Wir sind sehr gut
Lehrkräfte, wie sie mit der Situation rinnen und Schülern sein sollte. Nach drei durch unsere Schulleiterin Frau Hille gestützt
umgegangen sind bzw. umgehen. Wochen „Homeoffice“ (selbst in den Feri- worden. Den Kontakt zu meinen Kindern der
en schrieben noch einzelne Schüler*innen) Klasse habe ich via E-Mail und WhatsApp ge-
Stefan Schubert, Lehrer an der St. Martin Real- kann ich jedenfalls sagen, dass mir die Ar- halten. Homeoffice-Pläne wurden verschickt
schule in Sendenhorst, versorgte seine Schü- beit in der Schule sehr fehlt. Die Arbeit im mit Materialanhängen und durch Anleitungs-
ler*innen während der Schließung vom heimi- Klassenraum, am Experimentiertisch oder videos unterstützt. Die Kinder haben mir frei-
schen Schreibtisch aus. in der Sporthalle ist durch Homeoffice auf tags mittels eines Fotos ihren bearbeiteten
Dauer nicht zu ersetzen. Ich glaube auch, Plan rückgemeldet und auch Persönliches
dass es den Schülerinnen und Schülern geschrieben. Auch der telefonische „Eltern-
ähnlich geht. So langsam wird der Schul- sprechtag“ hat gut funktioniert und mir ei-
betrieb nun wieder hochgefahren. nen wichtigen Austausch und Rückmeldung
« gebracht. Die Notbetreuung in der Schule hat
bislang sehr gut geklappt. Ich habe an zwei
Tagen die Betreuung von zwei Kindern über-
nommen. Das war eine ungewöhnliche Erfah-
Ganz so einfach war es an der Grundschule ge- rung. Die Kinder haben ganz weit voneinan-
» rade bei den jüngeren Jahrgängen sicher nicht. der entfernt gesessen und ganz eigenständig
Als am 13.03. bekanntgegeben wurde, Da überwog sicher bei dem einen oder anderen ihre Aufgaben gemacht. Natürlich wurden
dass alle Schulen aufgrund der Corona- noch die Freude an den Sonderferien. Trotzdem Pausen eingelegt und wir haben sogar mit
Epidemie schließen müssen, kam dies für haben die Lehrer auch hier einen Weg gefunden, Wasserfarben Regenbögen für die Schul-
uns im Kollegium nicht ganz unerwartet. zumindest etwas alltäglichen Unterrichtsstoff zu fenster gemalt. Von normaler Schule war
Es hat sich in den vorhergehenden Ta- vermitteln, wie uns Babara Schacht berichtet. nichts zu spüren. Ich habe meine Kinder und
gen angedeutet und es konnten so in der den normalen Schulalltag vermisst. Aus der
Schule einige Vorbereitungen getroffen Krisenzeit nehme ich aber sicher auch was
werden. Andererseits kam mit dem „Ho- mit. Vieles bekommt eine neue Wertigkeit.
meoffice“ natürlich eine völlig neue Her- Einiges möchte ich mir davon bewahren und
ausforderung auf Schüler und Lehrer zu. bewusster Dinge entscheiden, ob ich sie wirk-
Über die Internet-Plattform des Bistums lich brauche oder ob sie gut für mich sind. Ich
(„schulbistum“) lief und läuft auch jetzt habe meine Klassengemeinschaft der Kinder,
noch der Kontakt zu den Schülerinnen und vor allem aber die Eltern so stark erlebt. Alle
Schülern. Ich habe als Lehrer Aufgaben on- gehen sehr positiv mit der Herausforderung
line gestellt, die Schüler*innen haben sie » „Homeschooling“ um und es ist ein guter
heruntergeladen, bearbeitet und anschlie- Die Corona Krise verlangt von allen eine Austausch da. Dafür bin ich sehr dankbar und
ßend die Lösungen wieder hochgeladen. hohe Flexibilität, alte Gewohnheiten müs- hat mir den guten Zusammenhalt bestätigt.
So konnte ich die Arbeit der Schüler*innen sen überdacht und zum Teil losgelassen wer- Möglichst bald möchte ich Schule wieder als
kontrollieren und ihnen über den Messen- den. Plötzlich hieß es: Schulschließung. Wir festen Bestandteil meines Alltags erleben. Ich
ger-Dienst der Plattform Rückmeldungen haben uns – so gut es zu diesem Zeitpunkt vermisse die Kinder und die Kolleginnen, den
geben. Das lief, bis auf ein paar Startpro- ging – darauf eingestellt. Heißt: Die Kinder täglichen Austausch und die Erlebnisse. Alles
bleme, insgesamt erstaunlich gut. Auch haben einiges an Material zum Selbstlernen bereichert doch sehr.
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